Die menschlichen Eisen-Figuren des ladinischen Bildhauers und Malers Thaddäus Salcher strahlen Stille aus. Ihre zurückgenommene Formensprache mit eng angelegten, oder gänzlich mit dem Körper verschmolzenen Gliedmaßen lässt sie in sich ruhen. Doch durch ihre jeweilige Körperhaltung und Oberflächenbehandlung teilen sie sich den Betrachtenden mit.
Obwohl das Gesicht der Figur „Vision“ nur angedeutet ist, verweisen der schlanke Hals, das ausgeprägt ovale Hinterhaupt, die schmalen Schultern und der leicht gewölbte Bauch auf eine weibliche Figur. Die eng aneinander gelegten Beine, die dennoch nicht blockhaft wirken, geben der aufgerichteten Figur stabilen Halt und verbinden sie mit der Erde. Die schrundige Oberfläche des rostigen, rötlichen Eisens ist bewegt und wirkt wie aufgebrochen, als solle damit auf das Gemüt der Dargestellten verwiesen werden.
Damit öffnet sich diese nach innen gewandte Figur dem Umgebungsraum und berührt ihn und uns mit ihrem leisen, poetischen Zauber. Der Künstler sagt: „Diese Skulptur vergleiche ich mit Musik, die Schwingungen erzeugt. Schwingungen, die auch andere Menschen erreichen.“
Die Arbeit CHESTERFIELD erinnert an ein großes, weiches Kissen, dessen harte, glänzende Materialität dazu in überraschendem Kontrast steht.
Der österreichische Textilkünstler Felix Haspel veranschaulicht in der Skulptur das Thema Druck und Gegendruck, das bis zur Spaltung des Bildwerkes führt. Solche inneren und äußeren Zwänge wirken auch auf den Menschen – ein zentrales Thema des Künstlers.
Rekontextualisierung von Artefakten menschlichen Wirkens und die Erzählweise mittels textiler Formgebung sind ein bedeutender Aspekt bei Felix Haspels skulptureller Arbeit.
Das zentrale Thema bei Felix Haspels Skulpturen ist die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Prägungen, die auf den Menschen einwirken, und deren Auswirkungen. Das Widerspiel zwischen äußeren Einflüssen und inneren entgegenwirkenden Kräften steht hier im Mittelpunkt der künstlerischen Gestaltung. Bedingt durch die Gegensätzlichkeit der verwendeten Materialien lässt Felix Haspel Formen entstehen, die das Thema Raumforderung versus Raumgebung sichtbar machen.
Bei aktuellen Arbeiten verwendet Felix Haspel zum Teil schwere Baumaschinen oder andere Gerätschaften, bei denen er die Potenz, die diesen Maschinen innewohnt, zur künstlerischen Gestaltung nutzt.
Die Herangehensweise über das Mittel der textilen Gestaltung bleibt für Felix Haspel ein besonders wertschöpfender, ergiebiger und adäquater Weg, seine Formensprache in den Skulpturen sichtbar werden zu lassen.
Der Münchner Künstler und Grafiker Thomas Frey entführt mit seinem überdimensionalen Steckerl-Eis aus bemaltem Fichtenholz in Sehnsüchte der Kindheit. Er betrachtet die Skulptur als Symbol für einen unbeschwerten Sommer. Viele Erwachsene kennen die Sorte „Split“ noch aus ihrer Kindheit, denn diesen Eis-am-Stiel-Klassiker gibt es bereits seit den 60er Jahren.
Die Skulptur ist Teil der Sommerausstellung „Schrill im Idyll – Kunst setzt Kontraste“ des Kunstkreises Gräfelfing im Waldheim mit weiteren 15 Künstlerinnen und Künstlern.
OBJEKT: Skulptur
MATERIAL: Eisenplatte, Fichtenholz, Dämmstoffplatten, Acryl, Lack
MAßE: je 70 x 200 x 20 cm
KÜNSTLER: Thomas Frey
Der Münchner Bildhauer Florian Froese-Peeck, Jg. 1975, errichtet keine Skulptur im klassischen Sinn, sondern nutzt den Standort auf der Plattform als Intervention.
Dabei hat er im Sinn, die Passanten zu irritieren, denn was sie sehen, wirkt auf den ersten Blick wie eine Straßenleuchte Modell Peitschenlaterne, eine früher sehr gängige, inzwischen etwas altmodisch wirkende Ausführung. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man jedoch, dass sich nach oben hin mehrere kleiner werdende Verzweigungen entwickeln. Etwas Organisches bricht aus der Technik heraus. Man steht also keiner Straßenleuchte gegenüber, sondern einem Gebilde, das überraschenderweise lebendig geworden scheint. Und schon steckt man mitten in der Auseinandersetzung mit dem Werk und die Absicht des Künstlers geht auf. Denn wir beginnen, unsere Umgebung anders wahrzunehmen.
Der „Lampenbaum“ wird in den kommenden Monaten sein dunkles Umfeld während der Abendstunden in einen dezenten Glanz tauchen. Er ist nicht nur eine Lichtskulptur, sondern Träger von etwas alltäglich Vertrautem, das frech über sich hinauswächst und uns von weit oben entgegenstrahlt.
Der Kunstkreis Gräfelfing konnte den europaweit ausstellenden und renommierten Münchner Künstler Werner Mally für ein Projekt in Gräfelfing gewinnen. Der an der Münchner Akademie der Künste 1987 diplomierte Bildhauer ist mehrfach ausgezeichnet und stellt national und international regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. 2018 war er u.a. auch mit zwei großen Arbeiten bei der vom Kunstkreis Gräfelfing kuratierten Ausstellung „Glaube Liebe Hoffnung“ mit von der Partie.
Die über 700 kg schwere Großplastik aus Cortenstahl, GEGENWIND, die 2018 auch für die Triennale der Skulpturen in Bad Ragatz (CH) angefordert wurde, wird während der Wintermonate, in der Zeit von September bis April, auf der Kunstplattform in Gräfelfing erstrahlen.
Statik, Gleichgewicht, Dreidimensionalität und Bewegung spielen bei dieser Stahlplastik die herausragenden Rollen. Trotz der vom Künstler bewusst angestrebten Unübersichtlichkeit basiert die Skulptur auf einem einfachen Prinzip: Alle Teile stammen aus einer Fläche, in der die sechs, jetzt aufstrebenden Ringe, ehemals ineinander lagen. Jeweils zwei benachbarte Ringe werden zu einer Achterschleife verbunden und so verwoben, dass die Konstruktion auch ohne Sockel im Nullpunkt ausbalanciert stehen könnte.
„Wie mit kalligraphischem Schwung in die Luft gezeichnet erhebt sich die Skulptur von Werner Mally. Elastisch schwingend steigt sie mit einer Leichtigkeit empor, die der Materialität des Stahls auf wundersame entgegenwirkt. Nur zwei Bänder durchschneiden wie Kufen kurz den Boden, um sofort wieder steil hochzuspringen und seitlich ausgreifend in großen Bögen ihre Dynamik zu entfalten.“ (aus: Werner Mally SPIRITUS AGENS Rekonstruktion einer Turbulenz, Text Dr. Erika Wäcker-Babnik, 2018.)
Die Kunstplattform vor dem Rathaus wird während der dunklen Jahreszeit mit einer Arbeit des Lichtkünstlers Alexander Stern erleuchtet. Der gebürtige Deggendorfer, der unter anderem an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Res Ingold studierte, arbeitet seit mehreren Jahren bevorzugt mit Neon-Schriftzügen. Seine besonderen Installationen hat der Kunstkreis bereits in der Vergangenheit in Gräfelfing präsentiert: bei der Lichtkunstausstellung „SWITCH ON“ 2009 im damals entkernten Alten Rathaus und auf dem Seidlhofgelände im Sommer 2015 während der Ausstellung „Natur Ereignis Kunst“.
Inspirieren lässt sich der Künstler von philosophischen Texten. Er bricht komplexe Inhalte auf knappe Statements herunter, die zum Weiterdenken ermuntern. Auch sammelt er im Alltag Sätze bzw.
Bruchstücke davon, die ihn berühren. Der in schwungvoller Schreibschrift umgesetzte Neon- Schriftzug offenbart ein solches Satzfragment: „so still, dass man alles hört“ ist ab heute an der Mauereinfassung hinter der Kunstplattform in zart-kühlem Blau zu lesen. Sofort stellen sich Assoziationen ein, beispielsweise von einer schneebedeckten, stillen Landschaft. Der Künstler hat für den Schriftzug das hellste Blau gewählt, das technisch möglich ist. Der Farbton soll eine poetische Stimmung ausstrahlen und zugleich beruhigend wirken.
Die Installationen Alexander Sterns stehen immer in engem Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Ort. Dort entfalten sie neue Bedeutungsebenen und regen die Passanten zum Nachdenken an. Der Rathausplatz direkt an der S-Bahnstation ist ja alles andere als ein stiller Ort. Doch gerade dieser Kontrast inspiriert und lässt innehalten. Die poetische und anmutige Zeile macht bewusst, dass es kaum noch ruhige Orte gibt, dass leise Töne oft überhört werden und dass wir uns in einer Welt bewegen, in der es für wahre Stille wieder mehr Bewusstsein braucht.
Technische Daten
Alexander Stern "so still dass man alles hört", 2020 Neonlichtinstallation, 250 x 30 cm
Information und Kaufanfragen unter: Tel 089 / 89 68 99 37 oder fritsche@kunstkreis-graefelfing.de
Anna Fasshauer (*1975 in Köln) hat ihre künstlerische Ausbildung in London und Leicester absolviert, heute lebt und arbeitet sie in Berlin.
Die raumgreifenden Skulpturen der Künstlerin entstehen spontan, ohne vorherige Skizze, doch mit Konzept. Sie wirken so leicht und unkompliziert als seien sie rasch aus Papier gefaltet.
In „Crusz“ jongliert Anna Fasshauer mit dem Gewicht von Stängel und Blüte, von Emporwachsen und Schwere. Sie spielt mit Bewegung durch Verlagern und bringt die Arbeit durch den leuchtend roten Lack zum Strahlen.
Anna Fasshauer
vertreten durch Galerie Nagel Draxler
Berlin / Köln / München
Information und Kaufanfragen unter
Tel 089 / 89 68 99 37 oder
Heimo Zobernig (*1958 in Mauthen, Kärnten) gehört zu den international renommiertesten Künstlern der Gegenwart. Neben seinem konkret-abstrakten Werkkomplex findet er mit der Bronzearbeit auf der Kunstplattform zu einer spielerischen Auseinandersetzung mit der figurativen Skulptur. Sie gehört zu einer Serie, in der Zobernig stets mehrere Elemente kombiniert.
Hier verknüpft der Künstler diverse Körperteile von überschlanken Schaufensterpuppen mit seinen eigenen Gesichtszügen. Damit durchbricht er die klassischen Proportionen und gibt seiner Figur eine interessante, androgyn-alterslose Anmutung. Zusätzlich bricht er die Oberfläche der unpolierten Bronze vielfach auf, belässt die Schweißnähte und hebt die Luft- und Gusskanäle, die vom Herstellungsprozess zeugen, absichtsvoll hervor. Zobernig erzeugt damit eine besondere Ästhetik, die die roh belassene Skulptur zugleich ausgesprochen sinnlich und auch verletzlich erscheinen lässt.
Ort: Kunstplattform vor dem Rathaus Gräfelfing – Ruffiniallee 2 - 82166 Gräfelfing
Die Installation der Kunstplattform kann käuflich erworben werden
Kontakt hierzu: 089-89 68 99 37 oder fritsche@kunstkreis-graefelfing.de
Der Künstler Rainer Viertlböck hat gleichzeitig mit der Ausstellung im Alten Rathaus zum Thema "FROM DOWN TO UP" – Der Neue Blick auf München , auch eine Installation für die „Kunstplattform für wechselnde Kunst im öffentlichen Raum“ vor dem Gräfelfinger Rathaus entwickelt.
Die skulpturale Fotoinstallation, bestehend aus 2 rechtwinklig verbundenen, jeweils 1,30 x 2,00 m großen Druckplatten (Fineart Druck auf Aludibond mit Diamantglas) zeigen den Friedensengel im herbstlichen Nebel und die Küche eines Verkäufers der Münchner Straßenzeitung BISS.
Dieser bewusst gesetzte Kontrast steht stellvertretend für das Werk Rainer Viertlböcks, der seine fotografischen Arbeiten den Licht- und Schattenseiten unserer Welt widmet.
Ort: Kunstplattform vor dem Rathaus Gräfelfing – Ruffiniallee 2 - 82166 Gräfelfing
Die Installation der Kunstplattform kann käuflich erworben werden.
Kontakt hierzu: 089-89 68 99 37 oder fritsche@kunstkreis-graefelfing.de
Die blaue Objektseite richtet den Fokus des Betrachters auf die Wahrnehmung der Dichte des Materials und die abgeschlossene Form eines konkreten Objektes, während die verspiegelte Seite des gleichen Objektes den Betrachter in einen veränderten Raum führt, der irritiert und seine Wahrnehmung in einen offenen Focus entführt, wo sich das reale Objekt durch Reflexion der Umgebung in seiner Form mehr und mehr auflöst. Tatjana Busch zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen, darunter 2017 im Palazzo Bembo im Rahmen der Biennale von Venedig. 2007erhielt sie den Haus-der-Kunst-Preis und ist neben zahlreichen Privatsammlungen u.a. in den Sammlungen Sal. Oppenheim/Deutsche Bank und Collection J.H. Simons Foundation, New York, vertreten.
Ulrich Schweigers 35 kg schwere Eisen-Skulptur aus der Serie „characters of evolution“ zeigt eine Art Freiheitstanz. Sie ist aus der Bewegung heraus entstanden, in einem festgehaltenen Augenblick. Die Einzelanfertigung ist pulverbeschichtet und leuchtet in einem kräftigen Magenta. Der Bildhauer arbeitet in Kleinserien, dabei übernimmt er die Erstellung jeder Figur selbst.
Ulrich Schweiger entwickelt seine Figuren zunächst spielerisch auf Papier, um sie dann in einer größeren Dimension in flachem Metall auszuführen. Die fließende Form der Silhouette trägt zu einer fast schwebenden Leichtigkeit bei, die nahezu alle Raumgestalten des Künstlers aufweisen. Dabei werden Geschlecht oder Körpervolumen zweitrangig, der Focus liegt eindeutig auf dem Ausdruck der freien Bewegung. Daher sind die Figuren gut wieder erkennbar.
Der 1970 in München geborene Ulrich Schweiger studierte Philosophie und ließ sich dann in Garmisch-Partenkirchen zum Holzbildhauer ausbilden. Er lebt in Gauting und arbeitet seit fast 20 Jahren in der Ateliergemeinschaft Reismühle.
Die Stahlplastik der Gautinger Künstlerin Elke Groebler „Ich höre Dir zu“ steht für ein Miteinander, aber auch ein Füreinander.Zwei annähernd gleich hohe Stelen in Lebensgröße wenden sich einander zu. Die Künstlerin erreicht diese zarte Geste durch einen gezielten Eingriff: Sie rückt die fast würfelförmigen Köpfe aus ihrer Achse und kippt sie leicht an. Damit entlockt sie den kompakten, auf das Wesentliche reduzierten Formen ihren starken Ausdruck und ermöglicht die Haltung des Zuhörens. Die halbrunde Öffnung im rechten Kubus ist nicht nur ein spannungsvolles Gegenstück zur durchwegs kantigen Gestalt, sondern kann auch als sprechender Mund gedeutet werden. So verdichtet die Künstlerin ein menschliches Anliegen in kompakten, abstrahierten Formen, die aber dennoch unmittelbar verständlich sind. Dies ist ihr wichtig, denn sie sagt selbst „ ich möchte etwas schaffen, was die Menschen bewegt“. So kann der lebendige und zugewandte Dialog in Gräfelfing beginnen…
Skulpturen von Elke Groebler stehen in Deutschland, Luxemburg, Warschau und Washington.
Den Mut zur Veränderung. Also sich den Raum zu nehmen und auszuscheren aus dem Gewohnten und Vorgegebenen und vielleicht nur etwas zu verändern oder zu verrücken, so „verrückt“ es dann manchen erscheinen mag.
Der Schweizer Bildhauer Daniel Eggli (geb. 1972) arbeitet seine Figuren mit der Kettensäge aus einheimischem Mammutholz. Ecken und Kanten bleiben stehen, auf die Bemalung der Gesichter verzichtet er. Das verleiht seinen Businesspeople, die auch in Brüssel, Barcelona, Buenos Aires und vielen anderen Orten zu sehen sind, den anonymen und flüchtigen Ausdruck der Geschäftigkeit. Ihre etwas klobige Form lässt sie zugleich charmant und sympathisch erscheinen.